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Thurgau
Bücher geschrieben von
Dominic Fuchs
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Apokalypse: Tierischer Widerstand
Ich spürte, wie die Kälte langsam durch meine Kleidung sickerte. Als ich mit Jan das Haus durch die Hintertür verlassen hatte, spürte ich sie noch nicht. Erst jetzt, da wir das Grundstück hinter uns gelassen hatten, krallte die Kälte ihre Finger in den Stoff meiner Jacke. Meine Bekleidung war aber zuverlässig und so fröstelte ich bloss ein wenig. Diese dezente Kühle war mir sogar willkommen, denn sie hielt mich wach und aufmerksam.
Jan lief neben mir. Wir schwiegen. Auch er hing seinen Gedanken nach. Bisher hatten wir Glück. Weder an der Rückseite der Häuser, an welchen wir uns entlangbewegt hatten, noch auf dem nun offenen Gelände begegneten wir einem der Monster. Ich wusste wirklich nicht, was ich von ihnen halten sollte. Monster schien mir übertrieben, waren es doch keine übergrossen, vor Schleim triefenden oder Feuer speienden Kreaturen. Ich hatte das Tier nach dem Tod von Enrico in allen Einzelheiten gesehen. In ihrem Aussehen blieben sie Hunde. Was sie aber von einem regulären Hund unterschied, war das frenetische Glühen, das ihre Augen ausfüllte und ihnen die Pupillen raubte.
»Sieh doch, da vorne ist die Strasse«, riss mich mein Mann aus dem tiefen Gedankengefilde.
Seine Erkenntnis war richtig. In einer Distanz von ungefähr 200 Metern schlängelte sich die Strasse über das Terrain. In der nächtlichen Dunkelheit erinnerte mich die beleuchtete Fahrbahn an eine Goldader, die eine helle Linie durch schwarzes Gestein zeichnete. (...)
Kurzgeschichten
Geburt eines Irrlichts
Skandinavien. 1654.
Feuerrot glühte das Firmament, als die strahlende Kugel ihre letzten Sonnenstrahlen zur Erde entsandte, damit ein jeder die unantastbare Schönheit in Augenblicken nächtlicher Finsternis in Erinnerung behielt und sich inbrünstig ihrer Rückkehr ersehnte. Kurz darauf entzog sich die Sonne den Blicken aller, indem sie den Punkt, wo Himmel und Erde aufeinander treffen, den Horizont, passierte. (...)
Meisterhafter Tanz
(...) Die ausserirdische Dynamik ihrer Darbietung zog einen mit sofortiger Wirkung in den Bann, fesselte den Blick eines jeden und verunmöglichte es selbst den Willensstarken, auch nur für einen kurzen Augenblick sich dem Geschehen abzuwenden. Die femininen Bewegungen waren perfekt aufeinander abgestimmt, was in einem Menschen umso mehr Faszination generiert, denn dieser ist unentwegt auf der Suche nach Einheit, Parallelen und Gleichheit. (...)
Winter
(...) "Nephias, fass dir deine Jacke!", forderte seine Mutter. Er kannte die heimtückische Art der kalten Fühler, die einem zu Beginn mit zarter Kühle schmeicheln, um in einem zweiten Schritt den Samen eines Keims zu säen, der sich kurz danach als Erkältung offenbart und nicht erst wenigen ein unangenehmes Ende bereitet hatte. Das gefutterte Stück Stoff hütete Nephias vor der geächteten Kälte. (...)
Urteil über das Recht zum Leben
(...) Die Fäden begannen sofort zu zittern und keine Sekunde verging, als die Spinne bereits blitzschnell reagierte, indem sie mit ihren acht leicht behaarten Beinen flink über das Netz tänzelte und das hoffnungslos verhedderte Tier in eine Art Kokon einwickelte. Nachdem sie das Entkommen der Beute vorgebeugt hatte, injizierte sie ihm ihr Gift, das nach einer gewissen Zeit sämtliche Innereien verflüssigte und es der Spinne erlaubte, mit ihrem Mundwerkzeug die Beute leer zu saugen. (...)
Stille siegt über Krach
(...) Denn bloss einige Augenblicke später erscholl ein animalisches Brüllen, geschwängert von Wut und Aggression. Der Wolf, dessen Fell im Mondlicht wunderschön glänzte und mit seiner verzerrten Fratze zu einem grotesken Bild verschmolz, spitzte horchend die grauen Ohren. Ein Baum zu Soneas Rechten begann sich scheinbar unter gewaltiger Last zu biegen und wurde schlussendlich dem kalten Untergrunde entrissen. Aus dem Walde preschte eine Bestie. Selbst das Mondlicht reichte nicht aus, um Details auszumachen. Trotzdem konnte Sonea das brüllende Tier als Schwarzbären identifizieren, dessen stechende, gelbe Augen einen starken Kontrast zum dunklen Pelz schufen. (...)
Dominic Fuchs
Schriftsteller
«Apokalypse: Tierischer Widerstand» ist das zweite veröffentlichte Buch von Dominic Fuchs, der am 30. März 1998 in der Schweiz im Kanton Thurgau geboren wurde. Seine Faszination für Literatur offenbarte sich bereits im Kindesalter und überdauerte die Jahre seither ununterbrochen. Nach dem Lehrabschluss absolvierte der Schriftsteller ein Studium im Bereich der Sprachwissenschaft und befindet sich nun im Master in Angewandter Linguistik mit der Vertiefung Fachübersetzen in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch.
Gratuliere zu deinem Buch, Dominic. Deine Texte sind eigenwillig, fantasievoll, abwechslungsreich. Bitte mehr davon!
Ich habe Dominics Buch auf einem Langstreckenflug gelesen und dank dieser tollen Lektüre kam mir der Flug viel, viel schneller vor! Sehr interessant, abwechslungsreich und vor allem merkt man, wie talentiert Dominic im Schreiben von Geschichten ist! Keep up the good work, Dominic!
Das erste Werk «Kurzgeschichten» liest sich super spannend und ist extrem abwechslungsreich und kurzweilig. Absolut empfehlenswert auch für unterwegs, wenn gerade nicht die Zeit besteht, einen ganzen Roman zu verschlingen.
Die beste Geschichte war für mich «Klischee oder Realität». Durch seine bildhafte und eindringliche Sprache schafft es Dominic, dass man sich so fühlt, als wäre man gerade dort. Gerüche, Stimmungen, Landschaften und Gefühle wurden so lebendig transportiert, dass man selbst mitten im Geschehen ist. Weiter so!